Unter welchen Bedingungen können Währungsrisiken bestehen?
Es wird oft die Frage gestellt, ob ein Währungsrisiko besteht, wenn die Fondswährung auf eine fremde Währung und nicht auf Euro lautet. Als Fondswährung bezeichnet man übrigens die Währung, in der der Rücknahmepreis eines Fondsanteils angegeben wird.
Um es vorweg zu nehmen: Diese Frage kann kurz und knapp mit Nein beantwortet werden, denn ob ein Währungsrisiko besteht oder nicht, hängt ausschließlich von den im Fonds enthaltenen Wertpapieren ab und nicht von der Fondswährung. Einem Einsteiger mag ein in Euro notierender Fonds vielleicht eine gewisse Sicherheit vorgaukeln, diese erweist sich jedoch bei näherem Hinschauen als trügerisch.
Bei Rentenfonds könnte man allerdings auf die Idee kommen, obige Frage mit Ja zu beantworten. Rentenfonds werden nämlich (aus Gründen der Bequemlichkeit oder Übersichtlichkeit?) meist in derselben Währung geführt, auf die auch die im Fonds enthaltenen Anleihen notieren.
Und das bedeutet im Umkehrschluss:
Wird ein Rentenfonds in einer fremden Fondswährung notiert, dann enthält er höchstwahrscheinlich auch die entsprechenden ausländischen Anleihen. Und ausländische Anleihen bergen nun mal ein Währungsrisiko.
Wenn man als Euro-Anleger sein Geld in einer ausländischen Währung verleiht und es am Ende der Laufzeit wieder in Euro zurücktauscht, dann geht man ein Währungsrisiko ein, denn man kann nicht davon ausgehen, dass der Wechselkurs beider Umtauschaktionen gerade identisch sein wird. Dasselbe Risiko hätte man aber auch, wenn die Fondswährung eines Fremdwährungs-Rentenfonds auf Euro lauten würde. Bei einer Notierung in Euro würden lediglich die Werte der ausländischen Anleihen mit Hilfe des aktuellen Wechselkurses auf Euro umgerechnet - das wäre alles. Bei Aktienfonds sieht die Sache ähnlich aus.
Beispiel
Berechnung Währungsrisiko
Betrachten wir als Extrembeispiel zwei internationale Aktienfonds, die nur je zwei Aktien enthalten: eine amerikanische im Wert von 100,- US Dollar und eine deutsche im Wert von 200,- EUR. Nehmen wir an, der Kurs beider Aktien bliebe in der entsprechenden Landeswährung stabil. Dann ergäben sich bei einem Wechselkurs von 1 US Dollar = 2 Euro folgende Fondsvermögen:
Internationaler Fonds (Fondswährung: US Dollar) | Internationaler Fonds (Fondswährung: Euro) | |
Amerikanische Aktie | 100,- $ | 200,- € |
Deutsche Aktie | 100,- $ | 200,- € |
Summe | 200,- $ | 400,- € |
Das heißt, bei dem gültigen Wechselkurs von 2:1 wären beide Fonds genau gleichviel wert. Würde der Dollar jetzt auf 1,- Euro fallen, dann ergäben sich folgende Fondsvermögen:
Internationaler Fonds (Fondswährung: US Dollar) | Internationaler Fonds (Fondswährung: Euro) | |
Amerikanische Aktie | 100,- $ | 100,- € |
Deutsche Aktie | 200,- $ | 200,- € |
Summe | 300,- $ | 300,- € |
Auch hier wären beide Fonds bei dem gültigen Wechselkurs von 1:1 gleichviel wert. Der Euro-Fonds hätte aufgrund der Dollarschwäche, die sich im niedrigeren Preis für die amerikanische Aktie niederschlagen würde, an Wert verloren, während beim US-Fonds die deutsche Aktie auf Dollarbasis teurer geworden wäre und dem US-Fonds somit zu einer Wertsteigerung auf Dollarbasis verholfen hätte.
Fazit zum Währungsrisiko
Das Währungsrisiko ist nicht mit der Fondswährung verknüpft, sondern einzig und allein darauf zurückzuführen, dass die Preise der im Fonds enthaltenen Wertpapiere einem Währungsrisiko ausgesetzt sind.
So gesehen sind alle Renten- und Aktienfonds risikobehaftet, die Anleihen in ausländischen Währungen bzw. Aktien ausländischer Unternehmen enthalten - unabhängig davon, ob die Fondswährung auf Euro lautet oder auf irgendeine andere Währung. Und wenn man es ganz genau nimmt, geht man sogar schon beim Kauf der Aktie eines stark exportabhängigen deutschen Unternehmens ein Währungsrisiko ein, da bei sinkendem Dollar die Gewinne auf Euro-Basis ebenfalls sinken, damit auch der Kurswert der einzelnen Aktie und schließlich auch der Rücknahmepreis des Fonds.
Will man ein Währungsrisiko vermeiden, dürfte man also nur Anteile von Euro-Rentenfonds kaufen oder Anteile von Aktienfonds, die nur in solche deutschen Aktien investieren, die zu 100 Prozent vom Binnenmarkt abhängen.
Man sieht also:
Es besteht gar kein Unterschied zwischen dem in US-Dollar notierenden Fonds und dem Fonds auf Euro-Basis. Der einzige Unterschied (wenn man so will) ist der, dass man beim US-Dollar-Fonds den Euro-Anteilswert selbst ausrechnen muss, während einem diese Arbeit beim Euro-Fonds von der Fondsgesellschaft abgenommen wird.