„Der Einmarsch Russlands in die Ukraine war eine Zäsur“, stellt Dirk Degenhardt, Präsident des deutschen Fondsverbands BVI, fest. Die folgende Energiekrise, die Sanktionspolitik sowie steigende Inflationsraten haben zur Verunsicherung und auch zu deutlichen Kurseinbrüchen an den Wertpapiermärkten geführt. Trotz dieser Marktturbulenzen erwies sich der deutsche Fondsmarkt äußerst widerstandsfähig - „wir haben keine hohen Rückflüsse gesehen, sondern eher eine Kaufzurückhaltung“, erläutert Degenhardt.
Das Fondsjahr 2022 im Rückblick
Die Fondsgesellschaften verwalteten Ende 2022 ein Gesamtvermögen von 3804 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Jahresstart mit einem verwalteten Vermögen über 4.310 Milliarden Euro ist dies ein Rückgang von 12 Prozent. Die Trendwende wurde Ende September 2022 mit einem verwaltenden Vermögen über 3.751 Milliarden Euro erreicht. Insbesondere aufgrund der Erholung an den Wertpapiermärkten erhöhte sich das Vermögen im vierten Quartal 2022 wieder.
Der deutsche Fondsmarkt - alter und neuer Spitzenreiter in Europa
Laut der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der deutsche Fondsmarkt mit einem Anteil über 28 Prozent der größte Markt in der Europäischen Union (EU). Auch Wachstumsraten anderer Länder wie Italien mit 2,5 oder Frankreich mit 1,4 Prozent pro Jahr übertrifft der deutsche Fondsmarkt mit einem durchschnittlichen jährlichen Vermögensanstieg innerhalb der letzten fünf Jahre von 6,1 Prozent deutlich.
Insbesondere Privatanleger tragen seit 2020 das Neugeschäft in Publikumsfonds. Publikumsfonds erhielten alleine im vierten Quartal 2022 Mittelzuflüsse von 5 Milliarden Euro - und dies trotz Zinswende und steigender Nominalzinsen.
Ausblick 2023: Fondssparpläne und nachhaltige Fonds immer beliebter
Das Neugeschäft wird immer mehr von Fondssparplänen und Anlagen in Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen getragen. Auch wenn die vollzogene Zinswende bei festverzinslichen Anlagen und auch Rentenfonds attraktive Perspektiven offenbart - „auf Basis der erwarteten Inflationsraten bieten aktuell aber nur Aktien- und Immobilienfonds oder auch ausgewogene und offensive Mischfonds die Chance auf eine positive Realrendite“, resümiert Dirk Degenhardt.